10.01.24

Schutz vor Gefährdung der Gesundheit beim Umgang mit Zytostatika

So froh man heute um die therapeutische Wirkung der Zytostatika bei der Bekämpfung von Krebs in der Therapie ist, so gefährlich können diese für gesunde Personen sein. Die geeigneten Massnahmen und wie man deren Effektivität überprüfen kann, werden in diesem Artikel vorgestellt und was zu einer professionellen Entfernung dazugehört.

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Ist man als Patient von Krebs betroffen, werden meist unterschiedliche Behandlungsmethoden wie eine operative Entfernung, eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie vorgenommen und oft auch miteinander kombiniert. Bei der Chemotherapie kann das Medikament mit der DNA, der RNA oder bei der Proteinsynthese proliferierender körpereigener Zellen interagieren. Dabei wird die Teilung oder die Vermehrung der Krebszellen unterbunden. Dieser Effekt ist bei den Krebszellen natürlich erwünscht. Leider gelten aber die gleichen Angriffspunkte sowohl bei den gesunden wie auch bei Tumorzellen und das macht den Umgang mit Zytostatika, wie die Wirkstoffe der Chemotherapie auch genannt werden, so gefährlich. Dies gefährdet natürlich auch gesunde Personen, die mit diesen Zytostatika in Kontakt kommen. Aus diesem Grund sind Zytostatika potentiell eine Gesundheitsgefährdung gesunder Personen.

Akut können beim Kontakt mit Zytostatika neben einer Ätz- oder Reizwirkung auch die Augen geschädigt oder die Atemwege gereizt werden. Ausserdem gehören diese zu den sogenannten CMR- Stoffen, was bedeutet, dass sie krebserzeugend (C), erbgutverändernd (M) oder reproduktionstoxisch (R) sein können. Personen, die mit diesen Stoffen in Kontakt kommen, müssen geschützt und eine Gefährdung muss vermieden werden. Die zentrale Frage ist nun:

Wie kann man gesunde Personen vor einer Gesundheitsgefährdung mit Zytostatika schützen?

Auf der einen Seite können organisatorische Massnahmen getroffen werden. Dabei ist ein Konzept zur Verhütung einer Gefährdung von A bis Z, also über den ganzen Prozess inklusive Transport, Lagerung Entsorgung und Reinigung zu entwerfen. Dies macht in der Regel der Sicherheitsbeauftragte für Arbeitssicherheit. Generell empfiehlt sich darauf zu achten, dass möglichst wenige gesunde Personen mit Zytostatika in Kontakt kommen, um möglichst wenige Personen einer Gefährdung auszusetzen. Minderjährige und schwangere oder stillende Frauen ist der Kontakt mit Zytostatika zu untersagen. Ebenso werden alle Personen, die eine Umgang mit Zytostatika haben, geschult. Hierbei muss daran gedacht werden, nicht nur diejenige in das Konzept und in die Schulung einzubeziehen, die diese verarbeiten und dem Patienten verabreichen, sondern unbedingt auch das Wartungs- und Reinigungspersonal. In der Schulung werden die relevanten Arbeitstechniken und die passenden Reinigungsarbeiten in der Theorie unterrichtet und wünschenswerterweise auch in der Praxis trainiert. Wichtig ist dabei, dass auf die Teilnehmenden und deren Arbeitswelt gezielt eingegangen wird und die lokalen Gegebenheiten in die Schulung einfliessen.

Auf der anderen Seite müssen auch technische Massnahmen zur Verhütung von Berufskrankheiten getroffen werden. Damit ist gemeint, möglichst einen abgeschlossenen Raum für den Umgang mit diesen Wirkstoffen zur Verfügung zu stellen. Dieser sollte deutlich gekennzeichnet und vor allem während der Herstellung und Handhabung der Zytostatika abschliessbar sein. Die Verwendung einer Sicherheitswerkbank (z.B. Klasse II nach DIN12980) oder eines Isolators ist zu empfehlen. Ergänzend dazu sind personenbezogene Schutzmassnahmen einzusetzen. Ausserdem sollten personalärztliche Massnahmen vorbeugend aber auch im Falle einer Verschüttung getroffen werden.

Um nun die Gesundheitsgefährdung richtig einschätzen zu können und die organisatorischen und technische Massnahmen auf deren Effektivität hin zu überprüfen, muss diese Gefährdung systematisch ermittelt werden. Dazu wird mit Hilfe eines Monitorings die Expositionsermittlung evaluiert. Das passende Umgebungsmonitoring mit Reinluftmessungen und Wischproben an Oberflächen an den vermuteten Belastungsschwerpunkten ist der erste Schritt. Die Belastungsschwerpunkte hat man entweder durch Analyse des (standardisierten) Prozesses oder auch durch den Vergleich mit ähnlichen Arbeitsplätzen identifiziert. Falls man sich auf den Prozess stützt, muss man diesen auf mögliche Ursachen für eine Verschleppung analysieren. Dieses Monitoring sollte man über einen längeren Zeitraum durchführen, um Auffälligkeiten auch über eine längere Periode identifizieren zu können.

Ergänzend zum Umgebungsmonitoring empfiehlt sich ein Biomonitoring mit den exponierten Personen. Dabei kann die Belastung und die Gesundheitsgefährdung der einzelnen Personen identifiziert und beurteilt werden. Dies dient dann auch als Referenz bei der Arbeitsmedizinischen Beurteilung nach einer Verschüttung oder anderen Zwischenfällen. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Punkte beim Bio- und Umgebungsmonitoring grob zusammen:

UmgebungsmonitoringBiomonitoring
Raumluftmessungen,
Wischproben auf Oberflächen
Belastungsmonitoring,
Effektmonitoring
Wahl der zu beprobenden WischflächenArbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung
– Belastungsschwerpunkte– Abbauprodukte im Blut/Urin
– Vergleich mit ähnlichen Arbeitsplätzen– Nachweis der inneren Belastung
– Mögliche Verschleppung berücksichtigen– Arbeitsmedizinische Beurteilung nach Zwischenfällen
– Monitoring über längeren Zeitraum
Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte für ein systematisches Monitoring der Umgebung und der Mitarbeitenden

Die Aussagekraft und damit auch die Qualität des Umgebungsmonitorings ist nur so gut wie die geeignete Wahl der Entnahmeorte und der Frequenz, wann und wo die Proben fürs Monitoring entnommen werden. Hierbei ist nicht nur wie bei der Konzepterstellung der gesamte Prozess zu beachten, sondern auch die weiteren Punkte, die durch eine Verschleppung eine Gefahr für die Gesundheit der Personen darstellen können. Man muss also über den gesamten Prozess von der Anlieferung der Zytostatika, der Lagerung, der Verarbeitung bis zur Entsorgung die exponierten Stellen identifizieren und gleichzeitig überlegen, wo und wohin diese auch verschleppt werden können. Dabei spielt die unmittelbare Umgebung, vor allem bei der Werkbank eine potentiell gefährdende Rolle (zB der Boden unter der Arbeitsfläche), aber auch der Mensch selber stellt ein Risiko dar. Dieser kann die Zytostatika unbeabsichtigt über die Schutzkleider oder den Kontakt mit der Umgebung wie zB Telefon, Türgriffen, Tastaturen die Zytostatika verteilen. Die folgende Grafik gibt illustriert schematisch, woran darum bei der Probestrategie gedacht werden sollte.

Strategie der Probeentnahme

Auch wenn Sie ein ausgezeichnetes Konzept und ein lückenloses Monitoring etabliert haben, gilt es den Arbeitsplatz, an dem die Zytostatika verarbeitet werden, zu reinigen. Auch dies muss regelmässig geschult oder von Spezialisten ausgeübt werden. Diese Reinigungsschulungen und das dazugehörige Hygienekonzept sollten ebenfalls arbeitsplatzbezogen und in einem Standardprotokoll (SOP) festgelegt sein. Oft wird in diesem SOP eine Reinigung mit 0.1M Natronlauge oder einen anderen alkalischen Reiniger vorgeschrieben, gefolgt von zweimaligem Spülen mit deionisiertem Wasser und einem anschliessenden Desinfizieren mit Alkohol (z.B. 70% Isopropanol). Auch hier gilt es den gesamten Prozess im Blick zu haben und die Lagerplätze ebenfalls zu reinigen. Eine fachgerechte Entsorgung und die Dokumentation des Reinigungsprozesses schliessen diesen ab.

Zytostatika und Chemotherapie sind ein wichtiger und potenter Baustein im Kampf gegen Krebs. Um die Gesundheit der Menschen vor einer Gefährdung durch unbeabsichtigten Kontakt zu schützen, muss man organisatorische und technische Massnahmen ergreifen, ein geeignetes Bio- und Umgebungsmontoring einführen, die betroffenen Personen systematisch und wiederholt schulen und eine professionelle Reinigung etablieren.

Wir helfen Ihnen gerne weiter bei der Entfernung von Zytostatika: Zytostatika-Entfernung | Enzler Hygiene AG.

Referenzen

  • L. Weber: Gefahrstoff Zytostatikum. Onkologiepflege, 03, 2020
  • S. Gnanasekaran, David Chaperon: Zytostatika-Entfernung: Warum es von Profis gemacht werden soll. Clinikum 4, 2023
  • M. Jost, M. Rüegger, B. Liechti, A. Gutzwiller, Sicherer Umgang mit Zytostatika, Suva, 2/22
  • Dr. André Heinemann, BGW- Bereich Gefahrstoffe und Toxikologie: Zytostatika im Gesundheitsdienst: Informationen zur sicheren Handhabung 02/2019
  • Antje Heise: Zubereitung von Zytostatika in Apotheken: Untersuchungen zur Arbeitsplatzkontamination, Dissertation Ludwig-Maximilians-Universität zu München 2006
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