
25.03.25
Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Wassertemperatur beim Händewaschen keinen signifikanten Einfluss auf die Keimreduktion hat. Entscheidend ist die Dauer des Waschens: Bei einer Spüldauer von 20 Sekunden reduzierte kaltes Wasser die Keimbelastung um 2,23 log-Stufen, warmes Wasser um 2,39 log-Stufen. Eine gründliche Handwäsche mit Seife erreichte eine Reduktion von 2,68 log-Stufen. Daher ist die Verwendung von Seife und eine ausreichende Waschdauer wichtiger als die Wassertemperatur.
Händehygiene ist eine der effektivsten Massnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von Krankheitserregern. Doch wie wichtig ist die Wassertemperatur beim Händewaschen wirklich? Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in GMS Hygiene and Infection Control, hat untersucht, ob warmes Wasser einen Vorteil gegenüber kaltem Wasser bietet. Die überraschende Erkenntnis: Kaltes Wasser ist genauso effektiv wie warmes Wasser beim Abspülen der Hände – solange die Spüldauer ausreichend lang ist.
In vielen öffentlichen Waschräumen stehen Nutzer oft nur vor Waschbecken mit kaltem Wasser. Gleichzeitig kann man beobachten, dass viele Menschen nach dem Toilettengang ihre Hände lediglich kurz unter fliessendes Wasser halten, anstatt sie gründlich mit Seife zu waschen. Bislang gab es jedoch keine klaren wissenschaftlichen Empfehlungen zur optimalen Wassertemperatur für eine effektive Keimreduktion beim Händewaschen.
Ein internationales Forschungsteam der Medical University of Vienna, der University Hospital Bonn und der University Medicine Greifswald hat sich dieser Frage angenommen und die Wirksamkeit des Händespülens mit kaltem (4°C) und warmem Wasser (40°C) für jeweils 10 und 20 Sekunden untersucht. Die Ergebnisse wurden mit einer Referenz-Händewaschung gemäss der Europäischen Norm EN 1499 verglichen, bei der Seife verwendet wurde.
In der Studie wurde die Reduktion von Bakterien in log-Stufen angegeben. Diese logarithmische Angabe beschreibt, um welchen Faktor die Anzahl der Keime reduziert wurde:
Je höher die log-Stufe, desto effektiver war die Keimreduktion.
Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen: Das Spülen der Hände für 10 Sekunden mit kaltem Wasser reduzierte die Keimbelastung im Durchschnitt um 1,93 log-Stufen (also knapp 99 % der Keime), während warmes Wasser mit 2,01 log-Stufen nur minimal besser abschnitt. Bei einer Spüldauer von 20 Sekunden erreichte kaltes Wasser eine Keimreduktion von 2,23 log-Stufen, warmes Wasser lag mit 2,39 log-Stufen erneut nur leicht darüber. Beide Spülvarianten waren jedoch deutlich weniger wirksam als eine gründliche Handwäsche mit Seife, die eine Keimreduktion von 2,68 log-Stufen erreichte. Entscheidend war weniger die Wassertemperatur als die Spüldauer: Längeres Spülen führte in beiden Fällen zu einer höheren Keimreduktion.
Diese Erkenntnisse haben weitreichende Implikationen für die Praxis. Wenn kaltes Wasser genauso effektiv wie warmes Wasser ist, könnte dies in öffentlichen Einrichtungen dazu genutzt werden, Energie und Ressourcen zu sparen, ohne die Händehygiene zu beeinträchtigen.
Allerdings zeigt die Studie auch, dass das blosse Abspülen der Hände – unabhängig von der Temperatur – weniger wirksam ist als eine gründliche Handwäsche mit Seife. Das bedeutet, dass weiterhin auf Hygienekampagnen gesetzt werden sollte, die betonen, wie wichtig Seife und eine ausreichend lange Waschdauer sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wassertemperatur keinen signifikanten Einfluss auf die Reduktion von Krankheitserregern hat. Entscheidend ist vielmehr, dass die Hände mindestens 20 Sekunden lang abgespült werden. In Einrichtungen, die aus Energieeffizienzgründen auf warmes Wasser verzichten möchten, bietet diese Studie eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für eine Umstellung.
Benachrichtigungen
Sagen Sie uns Ihre Meinung
Schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Beitrag.
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar zu hinterlassen.