07.08.24

Interview mit Roland Langenegger – Anwendungstechniker bei Diversey

Roland Langenegger, Anwendungstechniker bei Diversey, spricht im neuesten Interview unseres Podcasts über die Bedeutung der Reinigungsrobotik. Er gibt uns Einblicke in die Geschichte der Robotik bei Diversey.

Interview mit Roland Langenegger – Anwendungstechniker bei Diversey

Tauchen Sie ein in die Welt der modernen Reinigungsrobotik in unserem Interview mit Roland Langenegger, einem erfahrenen Anwendungstechniker bei Diversey. Seit 29 Jahren ist er in der Branche tätig und teilt seine wertvollen Einblicke und Erfahrungen zu den Entwicklungen und Herausforderungen von Reinigungsrobotern. Erfahren Sie mehr über die Anfänge, die aktuellen Trends und die zukünftigen Möglichkeiten der modernen Reinigungstechnologie.

Das Video:

Interview vom Juli 2024 bei Diversey-Solenis in Münchwilen

Das Interview:

Matthias Dürig: Hallo Roli, vielen Dank, dass du uns als Experte im Bereich Reinigungsrobotik für unseren Podcast zur Verfügung stehst. Ich freue mich sehr, dass ich heute hier bei Diversey-Solenis in Münchwilen für das Interview sein darf. Stell dich bitte unseren Zuhörern vor.


Roland Langenegger:
Mein Name ist Roland Langenegger und ich arbeite für Diversey. Ich bin hauptsächlich mit Taski-Maschinen und Reinigungschemie beschäftigt. Meine Funktion ist Anwendungstechniker. Neudeutsch wird das Application-Expert genannt. Ich mag aber die Bezeichnung Anwendungstechniker ganz gerne. Meine Jobs sind Schulungen leiten, Mitentwicklung von neuen Maschinen und Unterstützung in unserem Trainingszentrum in Münchwilen, wo wir diverse Fachkurse durchführen. Zudem bin ich bei Tests von Chemie-Neuentwicklungen involviert wie z.B. Dispersionen oder Reinigungsmitteln. Über die Jahrzehnte, die ich dabei bin, habe ich mir ein entsprechendes Wissen angeeignet. Dieses Wissen gebe ich gerne intern sowie auch an Kunden weiter. Und seit einigen Jahren bin ich nun auch sehr stark in der Robotik involviert. Alles was mit Taski und Reinigung zu tun hat, ist mein Lebensinhalt.


Matthias Dürig: Du bist nicht erst seit 2-3 Jahren dabei.


Roland Langenegger: Nein, bereits seit 29 Jahren. Und das schöne ist, dass Reinigung immer gebraucht wird, weil Schmutz hat man in jedem Objekt. Reinigung, Sauberkeit und Hygiene ist überall gefragt.


Matthias Dürig: Ganz genau. Springen wir gleich zu den Fragen, welche ich dir gerne stellen möchte: Wann waren deine ersten Berührungspunkte mit den Reinigungsrobotern?


Roland Langenegger: Dass wir den ersten Taski-Reinigungsroboter entwickelt haben, ist bereits über 20 Jahre her. Damals hatten wir bestehende Maschinen genommen und mit Sonar und Steuerungstechnik auf Basis von Relais-Steuerungen ausgerüstet. Das ganze auf dem damaligen Stand der Technik. Wir hatten schnell gemerkt, dass die Herausforderung gross ist. Die Geräte fanden sich noch nicht wirklich im Objekt zurecht. Richtig los ging es dann vor rund 10 Jahren, als unsere Firma Intellibot gekauft hat. Diese Firma setzte sich in den USA stark mit Robotik auseinander. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gelernt, wo die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Robotik liegen.


Matthias Dürig: Grenzen sind ganz ein gutes Stichwort: Wo lagen die grössten Schwächen dieser Anfänger-Geräte?


Roland Langenegger: Wir hatten das erste Gerät Swingobot 2000 genannt. Diese Maschine hatten wir selbst entwickelt und dabei die Intelligenz von Intellibot verwendet. Dabei kam die Lasertechnik zum ersten Mal bei uns zum Einsatz. Diese Lasertechnik (LIDaR) war noch extrem teuer. Sie machte rund einen Drittel des Maschinenpreises aus. Trotzdem steckte die Technik noch eher in den Kinderschuhen. Dazu kam die Sonartechnik, welche leider sehr anfällig für Störungen durch Licht, Türsensoren und andere Installationen der Gebäude war. In sehr simplen Objekten funktionierten die Roboter. Sobald aber die Fläche überstellt war oder es Publikumsverkehr gab, standen die Roboter an.


Matthias Dürig: Gibt es Herausforderungen, welche heute noch bestehen?


Roland Langenegger:
Dass die Maschine nicht mit Liftanlagen kommunizieren kann, oder dass er Türen noch nicht selbständig öffnet, ist für Aussenstehende schwierig zu verstehen. Erst wenn man sich vertieft mit dem Thema befasst, merkt man, wie komplex die Sache ist. Die Systeme sind doch sehr heterogen. Da stehen wir aktuell noch immer an. Wir versuchen das Verständnis beim Kunden zu wecken.


Matthias Dürig: Wo hast du in der Startphase eure Kunden am aktivsten unterstützen können?


Roland Langenegger: Anfänglich dachte jeder: “Ich brauche Robotik”. Es wurde aber unterschätzt, was alles gegeben sein muss, damit der Roboter als Ergänzung überhaupt Sinn macht. Ein einfaches Beispiel: Der Roboter muss in den Reinigungsraum reinfahren können. Lässt man den Raum in einer Schule einfach offenstehen, fehlt am Abend dann einiges an Material. Also geht das nicht. Ich habe jeweils die Kunden aktiv beraten. Ich habe aus Sicht des Roboters erklärt, wo ein Roboter funktioniert und Sinn macht. Damit hatte ich die besten Erfahrungen gemacht.


Matthias Dürig: Wie hat sich der Einsatz der Reinigungsroboter in den letzten Jahren verändert?


Roland Langenegger: Das Thema wird immer grösser und aktueller. Man muss sich nun fragen, was kann der Roboter überhaupt abnehmen? Die Antwort ist: simple, langweilige Arbeiten, welche der Mensch sowieso nicht gerne macht. Dennoch kommen immer wieder Existenzängste auf. Die Menschen haben Angst um Ihren Job. Deshalb ist ein gutes Onboarding des Reinigungspersonals extrem wichtig. Und gemäss meiner Erfahrung kann man mit dem Einsatz eines Roboters kein Personal einsparen, sondern man setzt die Menschen für die andere, noch wichtigere Arbeiten ein. Gerade im Gesundheitswesen ist die Nachfrage sehr gross, da die wichtigen Arbeiten wie Glasreinigung und Grundreinigung personalintensiv sind. Der Roboter übernimmt dann die einfachen Flächenreinigungen.


Matthias Dürig: Was hat sich für dich als Spezialist in den letzten Jahren verändert?


Roland Langenegger: Wenn ich in ein Objekt komme, egal ob geschäftlich oder privat, überlege ich sofort, würde hier ein Roboter Sinn machen? Da wir nun ein so ausgereiftes Robotikprodukt haben, macht es mir auch noch mehr Spass, diesen Maschinensektor zu vertreten. Darum rede ich auch sehr gerne über die Maschinen. Ehrlichkeit ist mir dabei sehr wichtig. Anders als der reine Verkäufer, bin ich als Techniker primär am guten Funktionieren der Maschine interessiert. Deshalb berate ich auch sehr offen und transparent.


Matthias Dürig: Gibt es Veränderungen, eventuell auch technischer Natur, welche dich in deiner Tätigkeit unterstützen?


Roland Langenegger: Wenn ich Roboter installiere, ist es mir wichtig, dass ich den Bediener gut schule. Er hat nach dem Training die Möglichkeit online mit dem Roboter zu kommunizieren. Auch ich als Experte kann via App elektronisch unterstützen und so dem Endkunden mit Rat und Tat beistehen. Dass ich dazu nicht immer physisch das Objekt anfahren muss, hilft mir sehr.


Matthias Dürig: Ich sehe viele Fortschritte und Verbesserungen. Wo gibt es noch immer technische Limiten, welche mit den Wünschen und Erwartungen der Kunden kollidieren?


Roland Langenegger: Die Maschine fährt autonom, aber sie ist noch immer mit denselben Tanksystemen, Werkzeugen und Absaugeinrichtungen ausgerüstet wie die bisherigen Geräten. Das bedeutet, dass die Roboter dieselbe Reinigung, Kontrolle und Pflege benötigen wie die bisherigen Reinigungsmaschinen. Gerade bei unserem Roboter haben wir ein Wasserrecyclingsystem, welches voraussetzt, dass man täglich die Tanks reinigt und die Filter durchspült damit die Maschine für den nächsten Einsatz bereit ist. Die Maschine benötigt also Betreuung.


Matthias Dürig: Welches Gebäude wäre optimal für einen Robotereinsatz?


Roland Langenegger: Ganz optimal wäre eine Turnhalle oder ein grosser Saal. Was aber nicht bedeutet, dass es in anderen Lokalen nicht funktioniert. Gerade die neuen Roboter können sehr gut mit Überstellung der Flächen umgehen. Wenn z.B. jemand im Weg steht, fährt er weiter und kommt dann später nochmals vorbei. Wichtig ist eine genügend grosse Fläche. Meiner Meinung nach macht ein Roboter ab 1’000 – 1’300 m2 pro Tag Sinn. Grundsätzlich ist ein Roboter dazu da, um Flächenvolumen zu reinigen und nicht für Ecken und Ränder. Das erledigt man effizienter manuell.


Matthias Dürig: Der Roboter ersetzt also das Grossgerät?


Roland Langenegger: Ganz genau. Er kann auch noch ins Labor reinfahren und diese Kleinflächen mit reinigen. Es macht einfach nicht wirklich Sinn. Das Gerät ist zu langsam und nicht effizient.


Matthias Dürig: Nun habe ich noch eine spezielle Frage. Es ist auch schon die Schlussfrage: Wenn du frei wählen könntest, ohne Rücksicht auf Kosten oder technische Limiten, welche Funktion oder welche Fähigkeit sollte euer Gerät als nächstes haben?


Roland Langenegger: Die Kommunikation mit anderen Geräten (Lift Türen usw.) wäre ganz wichtig. Da sehe ich den dringendsten Bedarf. Was ich mir zusätzlich noch wünschen würde: Eine effiziente Dockingstation damit die Maschine 100% autonom eingesetzt werden kann.


Matthias Dürig: Zum Abschluss hast du die Möglichkeit weitere Gedanken oder Ideen zu teilen, welche ich nicht angesprochen habe.


Roland Langenegger: Ich habe grosse Freude daran die Roboter an vielen Orten zu zeigen. Das macht mir Spass. Ich mache vorgängig immer einen sogenannten Site-Check. Dies bedeutet aber auch Aufwand und Kosten, wird aber jeweils beim Kauf gut geschrieben.

Für die Zukunft hätte ich gerne einen grösseren Roboter. Gerade in der Logistik (grosse Lagerhallen) ist noch viel Potential. Dafür fehlt uns noch eine robotisierte Kehrmaschine. Ansonsten sind unsere Roboterkunden sehr zufrieden. Ich höre wenig Negatives. Vielleicht auch weil ich mir bei der Schulung viel Zeit nehmen, die Bediener gut zu schulen. Auch stehe ich nach dem Kauf direkt und ohne Umwege zur Verfügung. Gerne auch via WhatsApp mit Videocall zur Lösung von kleinen Schwierigkeiten.


Matthias Dürig: Vielen Dank für deine ergänzenden Worte. Ich bedanke mich im Namen des ganzen Hygieneforum-Teams für deine Zeit und dafür, dass du dein Expertenwissen mit uns geteilt hast.


Roland Langenegger: Sehr gerne und bis bald.

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