20.06.24

Interview mit Philipp Trutmann – Robotikexperte von Kärcher

Philipp Trutmann, Key Account Manager bei Kärcher Schweiz, spricht im neuesten Interview unseres Podcasts über die Bedeutung und technologischen Fortschritte der Reinigungsrobotik. Er gibt zudem Einblicke in die speziellen Herausforderungen und Chancen des Schweizer Marktes.

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Im Interview erläutert Philipp Trutmann, warum Reinigungsroboter in hoch technologisierten Ländern wie der Schweiz immer wichtiger werden. Er spricht über die Einsatzmöglichkeiten und aktuellen Grenzen der Robotik sowie die besonderen Herausforderungen des Schweizer Marktes. Zudem gibt er Einblicke in die neuesten technologischen Entwicklungen und die zukünftigen Trends in der Reinigungsrobotik.

Das Video:

Interview vom Juni 2024 bei Kärcher in Dällikon

Das Interview:

Matthias Dürig: Hallo Phil, vielen Dank, dass du uns als Experten im Bereich Reinigungsrobotik für unseren Podcast zur Verfügung stehst. Ich freue mich sehr, dass ich heute hier bei Kärcher Schweiz in Dällikon für das Interview bin. Zuerst möchte ich dich natürlich unseren Zuhörern vorstellen.


Philipp Trutmann: Matthias, herzlich willkommen bei uns in Dällikon. Ich freue mich, dass du da bist mit dem Hygieneforum. Mein Name ist Philipp Trutmann. Ich bin seit 2013 bei der Firma Kärcher und leite das Key Account Management Professional, ein Team, das die grössten Kunden in der Schweiz betreut. Seit etwa eineinhalb Jahren mache ich zusätzlich Professional Robotics, was der Hauptgrund ist, warum wir heute zusammensitzen. Das ist eine kleine Abteilung, die alle professionellen Roboter der Firma Kärcher beinhaltet. Wir haben bereits zwei Maschinen draussen und laufend kommen neue Roboter hinzu.


Matthias Dürig: Dankeschön. Ich starte gerne mit der ersten Frage: Wieso sollte man im Bereich Reinigung auf Robotik setzen?


Philipp Trutmann: Das hat einen einfachen Grund: In westlichen, hoch technologisierten Hochpreisländern wie der Schweiz haben wir einen gestiegenen Kostendruck, gerade in der Reinigung. Eine Stunde Arbeitszeit eines Mitarbeiters ist relativ teuer. Im Vergleich mit Schwellenländern wie Indien oder China haben wir hier ganz andere Kostenstrukturen und einen hohen Kostendruck. Wir haben die Schwierigkeit, dass die Reinigungsdienstleister zu wenig Leute auf dem Markt finden – es herrscht Personalmangel. Dann gibt es die Optimierung im Bereich monotoner Arbeiten, bei denen Roboter helfen können. Es wird zukünftig in die Richtung gehen, dass wir einfache, monotone Arbeiten outsourcen an Roboter, während sich Menschen um die anspruchsvolleren Aufgaben kümmern.


Matthias Dürig: Das passt sehr gut zu unserer zweiten Frage, die du schon angeschnitten hast. Welche Bereiche kann man heute schon effektiv mit Robotern automatisieren und wo sind Roboter vielleicht noch fehl am Platz?


Philipp Trutmann: Das sind sicher mal die simplen Sachen, die zuerst kommen, wie grosse Flächen in Industrie- und Logistikumgebungen ohne viel Publikumsverkehr. Das sind die einfachsten Einsätze, die wir schon verschiedenstens realisieren. WC-Reinigung ist sicherlich nicht der erste Bereich, obwohl da schon Videos auf LinkedIn kursieren. Unser Roboter hat keine Arme, aber das wird wahrscheinlich in Zukunft kommen.


Matthias Dürig: Welche Maschinengrössen und Typen werden in der Schweiz primär eingesetzt?


Philipp Trutmann: Es ist ein sehr dynamischer Markt. Mittlerweile haben alle Hersteller mindestens ein bis zwei Roboter auf dem Markt, von ganz kleinen bis zu grösseren Aufsitzmaschinen mit grossem Wasservolumen. In der Schweiz sehen wir vor allem mittelgrosse Maschinen mit 30 bis 120 Litern, die am meisten Sinn machen für hohe Flächenleistungen und sinnvolle Bewirtschaftung. Diese Kompaktgrösse ist das, was hauptsächlich im Markt vertreten ist.


Matthias Dürig: Das Schweizer Umfeld ist speziell mit gesetzlichen Vorschriften und geographischen Gegebenheiten. Beeinflusst das die Entwicklung und den Einsatz der Reinigungsroboter?


Philipp Trutmann:
Ja, in der Industrie gibt es Firmen, die sensibel auf Daten aus ihrem Gebäude reagieren. Es gibt Zertifizierungen, die dem Kunden Sicherheit geben, dass Daten auf europäischen Servern bleiben und keine Bilder in Sichtqualität herausgehen. Sicherheitszertifizierungen in der Interaktion mit Menschen, wie im Einkaufszentrum oder Bahnhof, sind ebenfalls wichtig. Unfälle müssen vermieden werden, um unangenehme Folgen für das Unternehmen zu verhindern.


Matthias Dürig: Gibt es weitere nennenswerte Risiken im Bereich Robotik?


Philipp Trutmann: Neben Datenschutz und Personenschutz gibt es keine weiteren grossen Risiken. Wichtig ist, auf Hersteller zu setzen, die die Sicherheitszertifizierungen der EU einhalten. Das gibt den Kunden die Sicherheit, dass nichts bei der Interaktion mit Menschen, Tieren oder Kindern passieren kann.


Matthias Dürig: Wie geht ihr mit der Bedienerfreundlichkeit um, besonders wenn Benutzer technikaffin sind oder Ängste haben?


Philipp Trutmann: Wir holen die Kunden ab, machen genaue Bedarfsabklärungen und integrieren die Roboter spezifisch in den Prozess. Wir gestalten das Mapping und gehen über die Testphase, um Optimierungen und unplanbare Hindernisse zu identifizieren.


Matthias Dürig: Wie geht ihr vor, wenn Benutzer Probleme haben, das Menü zu verstehen?


Philipp Trutmann: Wir haben ein Servicepaket mit 24/7 Überwachung durch unser Robotics Team in Deutschland. Sie können den Roboter aus der Ferne steuern oder uns informieren, wenn etwas passiert ist, und wir können dann reagieren.


Matthias Dürig: Was sind die Hauptunterschiede zwischen privaten und gewerblichen Reinigungsrobotern?


Philipp Trutmann: Die Hauptunterschiede liegen in der Grösse, der Flächenleistung und den eingesetzten Sensoren. Professionelle Geräte haben grössere Akkus, längere Laufzeiten und sind für verschiedene Bodenarten ausgelegt. Die Kommunikation zwischen Robotern in einem Gebäude, wie im Logistikumfeld, ist ebenfalls ein grosser Schritt nach vorn.


Matthias Dürig: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei der Entwicklung neuer Geräte?


Philipp Trutmann: Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiges Thema. Wir optimieren jeden Schritt, von der Herstellung bis zur Entsorgung. Auch die Verwendung von Chemie wird optimiert, um möglichst wenig zu verwenden und den grössten Impact zu erzielen.


Matthias Dürig: Welche bahnbrechende Funktion könntest du dir in einem Roboter vorstellen, wenn technisch alles möglich wäre?


Philipp Trutmann: Etwas ironisch, aber die WC-Reinigung ist so ein Thema. Dafür bräuchte man Arme. Auch Kombisachen wie Reinigungsroboter, die Produkte scannen und eine rollende Inventur machen, sind spannend. Der Roboter könnte auch die Luftqualität prüfen oder Licht und Fenster kontrollieren.


Matthias Dürig: Zum Abschluss: Möchtest du noch etwas zu möglichen neuen Produkten von Kärcher sagen oder was der Firma wichtig ist?


Philipp Trutmann: Ich möchte potenzielle Kunden motivieren, Robotik auszuprobieren. Es ist wichtig, dass wir mit den Kunden zusammenarbeiten, um neue Dinge zu entwickeln und zu verbessern. Unsere Roboter werden durch Software-Updates laufend besser und intelligenter. Das bleibt nicht stehen, sondern entwickelt sich ständig weiter.


Matthias Dürig: Vielen Dank, Phil. Ich danke dir im Namen des Hygieneforum-Teams für deine Zeit und die spannenden Einblicke. Ich freue mich auf eure Weiterentwicklungen und wünsche weiterhin viel Erfolg bei deiner Arbeit.


Philipp Trutmann: Danke, Matthias. Schön, dass ihr da wart. Ihr seid jederzeit wieder willkommen, um zu sehen, was es Neues gibt.

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