09.09.24

Bodenversiegelung in einem OP-Saal: ein Blick hinter die Kulissen

In der heutigen Fachwelt spielen technische Spezifikationen und präzise Ausführungen eine essenzielle Rolle – insbesondere in sensiblen Bereichen wie OP-Räumen. Der folgende Erfahrungsbericht gibt einen detaillierten Einblick in den komplexen Prozess der Bodenversiegelung in der Klinik am Bodensee, bei dem die Ableitfähigkeit des Bodens eine zentrale Rolle spielte.

Op 02319

Ausgangslage und erste Schritte

Der ursprüngliche OP-Boden der Klinik war nach höchsten technischen Standards geplant: ableitfähig, mit Kupferbändern unter dem Belag, die mit der Gebäudeverkabelung verbunden wurden. Darauf wurden ableitfähige PVC-Platten verlegt, die verschweißt wurden, um eine durchgehende Oberfläche zu gewährleisten. Darüber wurden Hohlkehlsockel angebracht um den OP-Vorgaben zu entsprechen. Soweit lief alles nach Plan. Doch mit der Zeit kamen verschiedene Änderungen und Massnahmen, die den Verlauf des Projekts nachhaltig beeinflussten. Es wurde ein 2-Komponenten-Siegel aufgetragen, dessen Eigenschaften in Bezug auf die Ableitfähigkeit zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr nachvollzogen werden konnten. Die Tatsache, dass dieser Siegel einen gelben Farbton aufwies, macht deutlich, dass hier weniger die technischen Spezifikationen, sondern eher ästhetische Überlegungen im Vordergrund standen. Eine abschliessende Messung der Ableitfähigkeit wurde nicht durchgeführt.

Neue Anforderungen, alte Probleme

Später trat ein weiterer Dienstleister in Aktion und führte eine weitere Versiegelung durch, doch auch hier blieb die Frage der Ableitfähigkeit vorderhand offen. Eine spätere, routinemässig durchgeführte Überprüfung zeigte: Die geforderte elektrische Leitfähigkeit war nicht mehr gegeben. Die Klinik, die an der korrekten Funktionsweise des OP-Bodens interessiert war, führte Gespräche mit Experten, darunter Peter Bischofberger von der Firma Atramex. Nach mehreren Beratungen wurde beschlossen, den Boden erneut zu versiegeln, diesmal mit einem von vornherein festgelegten Produkt. Die finale Farbwahl fiel auf RAL5014 „Taubenblau“ – eine ästhetisch ansprechende Wahl, aber auch hier war die Ableitfähigkeit des verwendeten Siegels zunächst nicht der Fokus der Diskussionen.

Fehlende Informationen und Missverständnisse

Ein kritischer Punkt war die fehlende Kommunikation über die spezifischen Anforderungen an die Ableitfähigkeit. Die Firma Enzler Reinigungen AG, die für die Durchführung der Versiegelung verantwortlich war, war sich dieser Anforderungen zunächst nicht bewusst. Zwar bestätigte das verwendete Produkt eine gewisse Ableitfähigkeit, doch ein spezialisierter ESD-Siegel wurde nicht offeriert oder verarbeitet. Rückblickend hätte die genaue Anforderung eines speziellen ESD-Siegels von Atramex den Verlauf der Arbeiten massgeblich verändert. Als die Versiegelung abgeschlossen und die Messungen durchgeführt waren, stellte sich heraus, dass der Boden erneut die Anforderungen nicht erfüllte. Zu diesem Zeitpunkt entdeckte man ein weiteres technisches Problem: Die Kupferbänder unter dem Bodenbelag waren nicht mehr mit der Hausinstallation verbunden, was die Ableitfähigkeit weiter beeinträchtigte. Vermutlich entstand diese Beschädigung durch das Entfernen der zuvor angebrachten Hohlkehlsockel, welche bei jeder Neuversiegelung entfernt und durch neue ersetzt wurden.

Lösung durch Teamarbeit und innovative Ansätze

Die Lösung dieses Problems verlangte schnelles Handeln. In enger Zusammenarbeit zwischen Atramex, Enzler Reinigungen AG und dem Experten Herrn Welter von Thurmed wurde ein innovativer Lösungsansatz entwickelt. Herr Welter schlug vor, Kupferbänder auf dem bestehenden Siegel anzubringen und diese mit der Hausinstallation zu verlöten. Erst danach konnte der finale ESD-Siegel aufgetragen und die notwendige Ableitfähigkeit wiederhergestellt werden. Interessanterweise wäre, wie rückblickend festgestellt wurde, die Ableitfähigkeit auch nicht gegeben gewesen, wenn Enzler von Anfang an mit dem ESD-Siegel gearbeitet hätte. Der Boden war schlichtweg nicht mehr in der Lage, die Ableitung zu den Kupferbändern sicherzustellen. Diese Erkenntnis zeigt, dass die Probleme weit tiefer lagen als ursprünglich angenommen.

Fazit und Ausblick

Dieser Erfahrungsbericht zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, bei technischen Projekten nicht nur auf die Ausführung, sondern auch auf die präzise Kommunikation der Anforderungen zu achten. Missverständnisse oder fehlende Informationen können in späteren Phasen zu erheblichen Herausforderungen führen.

Trotz aller Hürden verlief die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien reibungslos und professionell. Dank der gemeinsamen Anstrengungen wurde eine Lösung gefunden, die die geforderten Werte der Ableitfähigkeit bei weitem übertraf. Dieser Fall zeigt exemplarisch, wie komplex die Anforderungen an moderne Bodenbeläge in sensiblen Bereichen wie OP-Räumen sind und wie wichtig es ist, spezialisierte Produkte und Fachwissen in den Prozess einzubeziehen. Nur durch enge Zusammenarbeit und innovative Ansätze konnte dieses anspruchsvolle Projekt erfolgreich abgeschlossen werden.

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